In memoriam

Karl-Richter

Karl Richter wurde am 15. Oktober 1926 in Plauen (Vogtland) als einziger Sohn von fünf Kindern des Pfarrers Dr. Christian Johannes und seiner Ehefrau Hedwig Richter geboren. 1935 starb der Vater an Herzversagen und die Familie siedelte nach Freiberg in Sachsen, wo Karl in der Kurrende sang und an der Silbermannorgel ersten Unterricht bekam. 1937 wurde er Mitglied des Dresdner Kreuchores unter Rudolf Mauersberger. 1940 wurde er letzter Schüler des berühmten Thomaskantors Karl Straube in Leipzig. 1943-1945 forderten ihn Kriegsdienst und Gefangenschaft, 1946 nahm er das Studium wieder auf an der staatlichen Musikhochschule in Leipzig, wo er wieder Unterricht bei Straube erhielt und nach dessen Tod bei seinem Schüler Günther Ramin, dem amtierenden Thomaskantor. 1949 wurde er zum Thomasorganisten ernannt und zum Lehrer für Orgelspiel. 1950 war er Preisträger des Leipziger Bachwettbewerbes und erhielt den Nationalpreis der DDR. 1951 kehrte er von einer Konzertreise mit Ramin nicht mehr nach Leipzig zurück und erhielt durch Vermittlung desselben 1951 die Kantorenstelle in der Münchener Markuskirche. Gleichzeitig erhielt er zunächst auf Probe ein Lehramt für Orgelspiel an der Münchener Musikhochschule und leitete den Hochschulchor und den Heinrich Schützchor.

Er heiratete Gladys Müller aus Zürich, ein Sohn und eine Tochter gingen aus dieser Ehe hervor. 1954 wurde der Heinrich Schützchor umbenannt in Münchener Bach-Chor, parallel dazu wurde die Gründung des Münchener Bachorchesters initiiert, welches sich aus den 3 großen Orchestern und Musikern der Hochschule zusammensetzte.

Berühmt wurde der Chor durch Schallplattenaufnahmen (Decca und deutsche Grammphon) und Auslandsreisen. In den Jahren 1964 bis 1980 folgten zahlreiche Reisen, beginnend 1964 nach Italien, 1965 USA, Paris, 1966 nach Finnland, Oxford 1967 Wien, USA und zur EXPO nach Kanada, Italien, Schweiz, England, 1968 Russland, 1969 Japan und Schaffhausen, 1970 Moskau und Leningrad, Salzburger Festspiele, 1971 Fernsehaufnahmen der Matthäus-Passion, 1972 Athen, Russland und USA, 1973 London, 1974 Schweiz, Wien, 1976 Paris, Straßburg, Jugoslawien, 1979 Straßburg, Barcelona, 1980 Echternach (Luxemburg). Karl Richter dirigierte in der Münchner Staatsoper Iphigenie auf Taulis, und auch Wagner in Südamerika. Sein Name verbunden mit dem Chor war in der ganzen Welt bekannt. Für sein Schaffen erhielt er den Siemens Kulturpreis.

Am 15. Februar 1981 kurz vor der 2. Japantournee mit dem Chor starb er an Herzversagen im Hotel Vierjahrszeiten in München.

 
Theodor-Buecher

Theodor Bücher stammte aus Berlin, wo er 1914 als Sohn des Vorstandsvorsitzenden der AEG Hermann Bücher und dessen Ehefrau Ella Freiesleben geboren worden war. Er besuchte das Paulsen-Realgymnasium und studierte nach dem Abitur zwischen 1932 und 1938 an den Universitäten München, Kiel und Berlin Chemie. 1939 heiratete er Frida Martha Milde, zwei Kinder wurden geboren.

Er arbeitete von 1938 bis 1939 und erneut von 1940 bis 1945 als Assistent von Prof. Otto Warburg am Kaiser-Wilhelm-Institut für Zell-Physiologie in Berlin, promovierte 1942, ging 1949 nach Hamburg-Eppendorf, habilitierte sich dort 1951 und wurde schon 1953 auf den Lehrstuhl seines Faches an der Universität Marburg berufen. Ein Jahrzehnt später übernahm er nach langen und außergewöhnlich erfolgreichen Verhandlungen den Lehrstuhl und das Institut für Physiologische Chemie und Physikalische Biochemie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

An ihm wusste er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1982 außerordentlich fruchtbar zu wirken. Sein hohes Ansehen als Gelehrter zeigte sich eindrucksvoll in dem wissenschaftlichen Kolloquium, das seine Fakultät aus Anlass des 80. Geburtstages 1994 zu seinen Ehren einberufen hatte. Dem entsprechend zahlreich auch waren die Ehrungen, die ihm im Laufe der Jahre zuteil wurden:

  • 1950 Ehrenmitglied Comite Semana Medica, Buenos Aires
  • 1955 Stellvertretender. Vorsitzender der Gesellschaft für Biologische Chemie
  • 1959 Affiliate member der Royal Society of Medicine, London
  • 1960 Ehrenmitglied Societa´Italiana di Biologia sperimentale, Neapel
  • 1961 Ehrendoktor der Medizinischen Fakultät der Universität Marbung
  • 1962 Affiliate member in The Royal Society of Medicine, London
  • 1963 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Halle
  • 1963 Mitglied der American Chemical Society, New York
  • 1964 Ehrenmitglied Deutscher Naturforscher und Ärzte, Vorstandsmitglied 1964-1970
  • 1967 Präsident, später Vice- und Ehrenpräsident der Gesellschaft für Physiologische Chemie
  • 1968 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
  • 1974 Ehrenmitglied der Federation of European Biochemical Societies
  • 1974 Verleihung der Otto Warburg Medaille
  • 1979 Verleihung des Bayerischen Verdienstordens
  • 1981 Verleihung des Gabor Szasz Preises für Klinische Enzymologie
  • 1986 Verleihung des Robert Pfleger Preises
  • 1987 Ehrenmitglied der Internationalen Society for Clinical Enzymology

Vorsitzender der Kuratorien der Max-Planck-Gesellschaft in Dortmund und Hannover

Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1988 Ingrid-Maria Linke, die ihn in Verbindung brachte mit dem Münchener Bach-Chor. Auf ihre Initiative und mit seiner Unterstützung wurde der Freundeskreis des Münchener Bach-Chores gegründet. Nach seiner Emeritierung beschäftigte er sich in seiner ausgefüllten Freizeit vor allem mit Musik, besonders mit den Musikdramen Richard Wagners. Daneben unternahm er weite Forschungsreisen, sorgte sich um Kinder und Enkelkinder aus erster Ehe und führte das Leben eines Mannes, dem die wissenschaftliche Arbeit und die Musik gleich wichtige Kraftquellen bedeuteten.

 
Karl-Gustav-Dieckmeyer

Karl Gustav Dieckmeyer wurde 1873 geboren und stammte aus einer alteingesessenen Bielefelder Akademiker Familie. Als 12. Spross von 13 Geschwistern reichte das Geld nicht mehr zum Studium. So absolvierte er eine Kaufmannslehre und wurde bei seinem 20 Jahre älteren Schwager Klasing Leiter der Anzeigen in der Monatszeitschrift Velhagen und Klasing, damals die weitverbreitetste Zeitschrift auf hohem künstlerischen Niveau in Deutschland.

Bald darauf machte er sich in der Buchstadt Leipzig selbstständig und gründete dort einen eigenen Verlag Dieckmeyer und Co für anspruchsvolle Literatur und Schulbücher. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges war er sehr erfolgreich. Nach dem Abzug der Amerikaner wurde er enteignet und sollte als sogenannter Großgrundbesitzer im Alter von 82 Jahren ins Gefängnis. Die Familie besaß viele Trümmergrundstücke in Leipzig, die jedoch fast alle enteignet wurden. Die Unruhen des 17, Juni 1953 haben die Inhaftierung verhindert.

Er starb 1959 an den Folgen einer Herzerkrankung und aus Gram und Kummer über die zeitgeschichtliche Entwicklung angesichts der gravierenden Ungerechtigkeiten im sozialistischen Teil Deutschlands. Er war stets ein ehrlicher, hilfsbereiter, rechtschaffener und tatkräftiger Mensch, der auch mehreren Juden zur Flucht verholfen hat.

 
Hedwig-Dieckmeyer

Bertha Hedwig gen. Hede geb. Hager-Lindner wurde 1886 in Straßburg geboren, und stammte aus seit Generationen musikalischen Familien. Ihre Mutter Elise Dejaeghere-Scribe war Pianistin, musste aber durch ein starkes Nervenleiden diesen Beruf aufgeben.

Im Alter von 4 Jahren verlor sie ihren Vater und bekam mit 6 Jahren einen Stiefvater, der sich enorm um sie und ihre Schwester kümmerte. Er war Verlagsbuchhändler und siedelte nach Leipzig um. Der Stiefvater förderte sie und gab ihr die Möglichkeit, Gesangsunterricht zu nehmen, um ihre großartige Altstimme auszubilden. Kurz vor ihrem ersten Engagement heiratete sie 1909 Karl Gustav Dieckmeyer in der Thomaskirche in Leipzig. Als nunmehr ihr Ehemann verbot er ihr öffentlich aufzutreten, das galt zu dieser Zeit als unseriös. Er ermöglichte ihr aber im eigenen Haus in einem kleinem Konzertsaal jederzeit Hausmusiken zu veranstalten oder auch bei gelegentlichen unentgeltlichen Engagements in Kirchen zu singen . Auf diese Weise entdeckten und förderten sie den Pianisten Walter Gieseking in Leipzig und ermöglichten ihm erste öffentliche Auftritte. Gieseking spielte bis zum Ausbruch des Krieges regelmäßig in ihrem Hause.
Hede Dieckmeyer war eine sehr gute Kritikerin, schon als junges Mädchen schrieb sie aushilfsweise Musikkritiken. Sie hat Johannes Brahms persönlich noch erlebt. Daher stammte die Liebe zu ihm, sie hat sehr häufig Brahmslieder und auch Pfitzner gesungen. Sie starb 1974 in Bielefeld.